Mitteilungen aus dem Saterfriesisch-Büro

Dät Näiste


14.01.2025Die Astrid-Lindgren-Schule in Sedelsberg unterrichtet jetzt auch Saterfriesisch. Die Lehrerin Ina Wallschlag und die ehrenamtliche Sprachassistentin Annet Busser organisieren jeden Dienstag Nachmittag eine saterfriesische Arbeitsgemeinschaft. Zurzeit nehmen daran vierzehn Kinder teil. Es ist das erste Mal seit etwa zehn Jahren, dass in der Sedelsberger Grundschule Saterfriesisch gelehrt wird. Außerdem wurde die saterfriesische Sprache in der Schule viel sichtbarer gemacht. Die Türen in der Schule wurden alle auf Saterfriesisch beschriftet. Die Klassenräume erhielten jeweils einen saterfriesischen Tiernamen. Diese Tiernamen werden auch im Saterfriesischunterricht verwendet. Für den Unterricht wird das neue Saterfriesischlehrwerk “Seeltersk lopt” verwendet. Zudem werden viele spielerische Aktivitäten mit den Kindern durchgeführt. Alle vier saterländische Grundschulen bieten jetzt Saterfriesischunterricht an und haben die Sprache in der Schule sichtbar gemacht. Dies wurde dank Förderung des Landes Niedersachsen und der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien ermöglicht. In drei Grundschulen werden die Lehrkräfte von Sprachassistentinnen unterstützt. Das Seeltersk-Kontoor hat die Schulen bei der Finanzierung und bei der sprachlichen Ausbildung der Assistentinnen unterstützt. Von links: Veronika Pugge (Seeltersk-Kontoor), Annet Busser (Astrid-Lindgren-Schule), Ina Wallschlag (Astrid-Lindgren-Schule). Auf der Tür steht “Küche für Kinder” aus Saterfriesisch Willkommen auf Saterfriesisch am Haupteingang der Astrid-Lindgren-Schule Tiername (Igel) an der Tür eines Klassenzimmers Besenkammer Das Saterfriesischteam der Astrid-Lindgren-Schule zeigt die saterfriesische Beschriftung des Esszimmers Kleines Zimmer [...]


Henk Wolf, 9.1.2025 Letztes Jahr saßen der Filmemacher Christoph Knorr und ich bei Georg und Sonja Pahl in Wittensand in der Küche. Wir bereiteten das erste Interview in der Videoreihe “Anne Äi” (An der Sagter Ems) vor. Darin stand Georg im Rampenlicht. Er erzählte über die Bauernarbeit im Saterland, sowie er die aus eigener Erfahrung kannte. Als Kind hatte er die ersten Trekker erlebt und jetzt sah er wie viele Bauer Mais anbauten und sich Biogasanlagen widmeten. Konservativ war er nicht, er empfahl jungen Bauern, die Modernisierungen in die Arme zu schließen. Er mochte das Bauernleben, aber idealisierte es nicht. Es war manchmal hart, sagte er. Festlich war es manchmal auch, sogar in der armen Zeit wurde ab und zu ein Schwein geschlachtet und dann gab es für alle Speck. Das Schlachten war immer seine Aufgabe, seine Schwestern wollten noch keine Henne schlachten, berichtete Georg. Sogar im Alter schlachtete er ab und zu noch ein Huhn für seine Enkelkinder. Das alles erzählte Georg im schönsten Saterfriesisch. Er sprach eine sehr reiche und schöne Variante der saterländischen Sprache und nicht umsonst rief ich häufig bei ihm an, wenn ich eine Sprachfrage hatte. Die beantwortete er dann immer freundlich und geduldig. Übrigens korrigierte er mich auch ständig, denn ihm war viel daran gelegen, dass die Sprache richtig gesprochen wurde. Sagte ich mal “jee” (ja), wurde ich sofort korrigiert, denn in Wittensand wurde nicht “jee” sondern “jäi” gesagt.Ein paar Mal war ich bei ihm auf dem Hof. Er lebte mit seiner Frau Sonja in seinem Wittensander Geburtshaus und wartete immer draußen vor der Tür auf seine Gäste. Er saß dann auf seiner Gehhilfe und rauchte eine Zigarette. Man sah ihm an, dass er sich über den Besuch freute und jedes Mal machten wir eine kleine Runde durch den Garten, wo er stolz seine Hochbeete und sein Gewächshaus zeigte.Georg Pahl war jahrelang Vertreter der Saterfriesen im Friesenrat und pflegte viele Kontakte zu den Friesen in den Niederlanden, in Ostfriesland und in Schleswig-Holstein. Leider war ihm das in den letzten Jahren aus gesündheitlichen Gründen nicht mehr möglich. Am 7. Januar ist er im Alter von 71 Jahren gestorben. Ich werde ihn vermissen. [...]
Henk Wolf, 28.10.2024 Es gibt verschiedene Wörterbücher der saterfriesischen Sprache. Unter den Saterländern finde ich vor allem die gedruckte “Provisoriske Woudelieste” von Pyt Kramer und das “Saterfriesisches Wörterbuch” von Dr. Marron Curtis Fort. Ebenfalls bekannt und beliebt sind die Wörterbuchwebsite www.saterfriesisches-wörterbuch.de und die damit verbundende Smartphone-App. Wer weitere Nachschlagewerke sucht, findet diese auf der Website des Seeltersk-Kontoor www.seeltersk.de unter “Projekte”. Vor allem das von Pyt Kramer verfasste “Formen-Wörterbuch des Saterfriesisch” ist ein großer Sprachschatz. In der heutigen Form lässt sich darin jedoch noch nicht einfach etwas nachschlagen. Man muss durch den Text scrollen, während man in der App einfach ein Suchwort eingeben kann. Daher wird die App dieses Jahr aktualisiert. Partner im Saterland und in Westfriesland arbeiten gemeinsam an einer Bearbeitung, die es allen ermöglicht, schnell und einfach ein saterfriesisches Wort ins Deutsche zu übersetzen oder umgekehrt. Auch wenn das Projekt abgeschlossen ist, wird eine solche App bei Weitem nicht alle saterfriesische Wörter enthalten. Vor einigen Jahren habe ich unter den Saterländern nachgefragt, welche Vogelnamen sie kennen. Da habe ich schon einige gefunden, die nicht in den Wörterbüchern stehen. Diese sind übrigens auch auf der Website unter “Projekte” zu finden. Es gibt sicherlich noch viele weitere Wörter, die nie aufgezeichnet wurden. Da wir nicht wollen, dass diese Wörter verloren gehen, möchte ich sie soviel wie nur möglich festlegen. Daher hiermit eine Bitte, an alle, die Saterfriesisch sprechen oder die Sprache im Ohr haben: Kennen Sie saterfriesische Wörter, die nicht im Wörterbuch stehen, dann melden Sie sich doch kurz bei mir. Ein neues Wörterbuch könnte dann auch Ihre Beiträge enthalten. Vogelnamen fehlen noch viele, aber auch Namen für Käfer und Getränke, oder ganz einfache Wörter wie “leider”, “Junggeselle” und “Betreuerin” sucht man vergebens. [...]
Henk Wolf, 16.10.2024Das große saterfriesische Formenwörterbuch von Pyt Kramer enthält mehrere Übersetzungen des deutschen Wortes “Fahrrad”. Diese möchte ich hier kurz besprechen.Am Üblichsten sind Wörter wie “Foarrääd”. Statt “Foar” wird auch “Faar” gesagt, statt “Rääd” auch “Räd” oder “Rär”. Diese Wörter sind uralt, sie kommen in fast allen Sprachen in Europa vor und verweisen ursprünglich auf Räder mit Speichen. Im Deutschen und im Saterfriesischen hat das komplette Fahrrad den Namen der wichtigsten Bauteile übernommen, ein Verfahren, dass Metonymie genannt wird. Im Westfriesischen wird “rêd” vor allem für ein Zahnrad verwendet.Ein anderes Wort, das ich häufig höre, ist “Jool”, mit Varianten wie “Djool”, “Fjool” und “Jöl”. Verwandte Wörter findet man in den meisten europäischen Sprachen. Das englische “wheel”, das niederländische “wiel”, das westfriesischen “fjil” und das nordfriesische “fiilj” sind offensichtliche Beispiele, aber auch das griechische “kyklos” hat den gleichen Ursprung. Vermutlich ist die Urbedeutung “Rad ohne Speichen”. Das Wort “Jul” für Weihnachten verweist auf den Rundgang des Jahres und hat den gleichen Ursprung.Zu den weniger üblichen saterfriesischen Wörtern für Fahhrad gehört “Felitsepee”, mit Varianten wie “Fillutsepee”, “Felidzepee” und “Felidzebie”. Dies sind Umformungen des französischen Wortes “vélocipède”, das heutzutage im Französischen fast nur noch in der verkürzten From “vélo” verwendet wird und auch Fahrrad bedeutet, obwohl es wörlich übersetzt “Schnellfüßler” heißt.Schließlich hat Kramer im Saterfriesischen noch “Fitse” und “Fits” gefunden. Das niederländische Sprache hat “fiets” für Fahrrad und es ist sehr wahrscheinlich, dass saterfriesische Hollandgänger dieses Wort mich nach Hause genommen haben. Wo die Niederländer es her haben, ist ungeklärt. Eine mögliche Erklärung ist, dass es sich ebenfalls um eine Entstellung von “vélocipède” handelt, aber es könnte auch der Name eines Fahrradhandlers oder ein Dialektwort für hasten sein. [...]



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