Dät Näiste


12.09.2024Eine neue Datenbank vereinfacht die Erforschung der friesischen Dialekte östlich der Lauwers erheblich. Im Saterfriesischen heißt Bier „Bjoor“. Die eng verwandte friesische Sprache der Insel Wangerooge, die um 1950 ausgestorben ist, nutzte für das Getränk denselben Namen, während das in der Nähe von Cuxhaven gesprochene Wurstfriesische, das um 1700 ausgestorben ist, das Wort „Biaar“ verwendete. Außerdem können die Saterfriesen schlechtes Bier „Läkbjoor“ nennen, und auf Wangerooge sagte man damals zu Taufbier „Sjillem“. Diese Informationen findet man einfach auf einer Seite, wenn man in der neuen Datenbank das Suchwort „Bier“ eingibt. Die internationale Forschungsgemeinschaft erhält hier Informationen aus vielen Nachschlagewerken zu den ostfriesischen Dialekten, zusammengebracht von Menno Ehme Aden. Der Amateursprachwissenschaftler aus Leer hat in den vergangenen Jahren bereits bewiesen, dass er zu großen Taten fähig ist. 2022 veröffentlichte der Isensee Verlag in Oldenburg bereits von Adens Hand das Buch Über die friesische Sprache des osterlauwersfriesischen/ostfriesischen Kulturraumes, das den Wortschatz und die Grammatik der friesischen Dialekte östlich der Lauwers detailliert und treffend beschreibt. Aden hat nicht nur belegte Wörter in seine Datenbank eingetragen, sondern ebenfalls historische Formen verzeichnet, die anhand des Quellenmaterials leicht zu rekonstruieren sind. Ein Beispiel ist „Biaar“, das vermutliche Vorgängerwort der späteren ostfriesischen Dialektvarianten wie „Bjoor“, „Bjaar“ und „Biaur“. Das Friesische in seiner dialektalen Vielfalt ist die einheimische Sprache eines breiten Küstenstreifens, der sich im frühen Mittelalter von den südwestlichen Niederlanden bis an die heutige deutsch-dänische Grenze erstreckte. Der Fluss die Lauwers, der heutzutage die niederländischen Provinzen Friesland und Groningen voneinander trennt, bildete schon damals eine Dialektgrenze. Das Ostlauwersfriesische ist im Laufe der Jahrhunderte der Konkurrenz mit dem Nieder- und Hochdeutschen erlegen und überlebt nur noch im Saterland. Dank einer Förderung der Ostfriesischen und Oldenburgischen Landschaft konnte Menno Ehme Aden seine Datenbank erstellen und veröffentlichen. Sie finden sie auf seiner Website osterlauwersfriesisch.de unter folgender Adresse: [https://osterlauwersfriesisch.de/woerterbuch] [...]

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Henk Wolf, 10.6.2024 Brötchen oder Semmeln? Tomaten oder Paradiser? Metzger, Schlachter oder Fleischer? Der eine sagt dies, der andere sagt das und das eine Wort ist nicht besser oder schlechter als das andere. Solche regionalen Unterschiede gibt es in vielen Sprachen, auch im Saterfriesischen. Wo sie jedoch in großen Sprachen wie Hochdeutsch eine Ausnahme bilden sie in Minderheitensprachen wie Saterfriesisch die Regel. In fast jedem saterfriesischen Satz kommt wohl ein Wort vor, das zwei verschiedene Saterländer lieber anders sagen würde: Ik koom of ik keem (ich kam)? Wurich oder moud (müde)? Koaster oder Köster (Lehrer)?Ein solcher Fall, der mich fast seit meinem ersten Arbeitstag im Saterland begleitet, ist die saterfriesische Übersetzung von “willkommen”. Pyt Kramer und Marron Fort haben alle Übersetzungen, die sie gehört haben, in ihre Wörterbücher aufgenommen und es sind viele. Der erste Teil kann “wil/wäl/wäil/wül” sein, der zweite “kemen/komen/kumen/kommen” und jetzt habe ich vermutlich noch die ein oder andere Variante übersehen.“Wäilkemen” ist nicht besser als “wülkomen”, denn Regeln, die dies entscheiden müssen gibt es im Saterfriesischen nicht. Man hat nur das Sprachgefühl der Saterländer als Leitfaden und da dieses in diesem Fall so verschieden ist, muss man einfach alle Formen gutheißen. Höchstens könnte man sagen, dass vielleicht eine Variante “gutes Ramsloher” und “schlechtes Strücklinger” ist oder so.Von all diesen Varianten ist jedoch “wilkemen” wahrscheinlich die älteste. Das deutsche “willkommen” bedeutet nämlich “nach Willen gekommen” und stammt aus einer Zeit, in der das Partizip von “kommen” noch nicht “gekommen” war, sondern einfach “kommen” (sowie wir heutzutage auch noch ein Partizip “worden” haben). Auch im älteren Niederländischen wurde früher “wilkomen” oder “wilkommen” gesagt. Später verstanden Menschen solche Wörter nicht mehr und dachten, dass sie etwas mit “wohl” und mit dem Infinitiv “kommen” zu tun hatten. So entstanden Neubildungen. [...]
Henk Wolf, 22.5.2024 Die saterfriesische Sprache hat ihre Freunde nicht nur im Saterland. Am 13. Mai hat sie eine ihrer größten Verfechterinnen verloren: Ilse-Johanna Christiansen aus Bredstedt. Ich habe Ilse-Johanna vor ungefähr zwanzig Jahren kennengelernt, als ein damaliger Student von mir ein Praktikum in Nordfriesland machte. Als ich ihn dort besuchte, stellte er mir einige seiner neuen nordfriesischen Freunde vor, darunter Ilse Johanna, die uns auf einen Tee einlud. Es würde nicht das erste Mal sein, dass ich sie in ihrem Haus in Bredstedt besuchte und sie war auch häufig bei mir zu Gast. Dabei sprachen wir häufig über ihre Arbeit als Psychologin, die sie bis zu ihrem Tod fortgesetzt hat, die letzten Jahre in einer kleinen Praxis in Husum. Sie wurde immer aktiver in der nordfriesischen Bewegung. Sie engagierte sich für die schleswig-holsteinische Partei SSW, die die Interessen der dänischen und friesischen Minderheit vertritt. Später wurde sie aktiv im Vorstand des Nordfriisk Instituut, das die nordfriesische Sprache fördert und erforscht. Auch in der Friisk Foriining wurde sie aktiv und die letzten Jahre war sie Vorsitzende des Friesenrats, der die Kontakte zwischen den Frieslanden pflegt. Ilse Johanna war nicht nur Nordfriesin, sondern eindeutig eine Friesin, die sich für alle friesischen Sprachen einsetzte. Das hat sie auch ihren Töchtern beigebracht. Diese haben beide nach ihrer Schulzeit ein Jahr in Leeuwarden verbracht, um die niederländischen Friesen kennenzulernen und Westfriesisch zu lernen. Wie ihre Mutter sind sie in der friesischen Bewegung aktiv geworden und sie bilden immer wieder eine Brücke zwischen den Frieslanden. Ilse Johanna hat den Friesen und der Welt vieles nachgelassen, aber ich hätte sie so gerne noch viele Jahre länger hier bei uns gehabt als die siebzig, die ihr gegeben waren. Für die Friesen, für ihre vielen Freunde, aber vor allem für ihre Kinder und Enkelkinder ist ihr Tod ein harter Schlag. [...]
Henk Wolf, 29.4.2024 Der Vize-Vorsitzende der FUEV Bahne Bahnsen begrüsst die Teilnehmer Wenn in einer Region keine Arbeit zu finden ist, ziehen junge Menschen weg, während andere arbeitslos bleiben. Eine solche ökonomische Lage bedroht die regionale Sprache und Kultur. Die Förderung des Tourismus kann dazu beitragen, dass viel mehr Menschen ein ordentliches Gehalt verdienen. Andererseits zwingt ein Übermaß an Touristen, die Einheimischen, ihre zu teuer gewordenen Dörfer zu verlassen und woanders hinzuziehen, während von der eigenen Kultur nur die (folkloristischen) Teile zurückbleiben, die vermarktet werden können.Die Sorben in der Lausitz kennen beide Probleme nur zu gut und viele Verwaltungs- und nicht-Verwaltungsorganisationen in der Regionen arbeiten gemeinsam daran, einen Strukturwandel durchzuführen, die eine Form des Tourismus stimuliert, die die sorbische Gemeinschaft und ihre Sprache und Kultur verstärkt. Wie sie das machen und wie in anderen Regionen mit dem Fremdenverkehr umgegangen wird, war das Thema der diesjährigen Konferenz der Minderheiten ohne Mutterstaat der FUEV, die letzte Woche in Lübbenau im Spreewald stattfand.Eine sehr ansprechende Idee zur Stärkung des Regionalen im Tourismus ist die Familienbox, die allen Besitzern von Ferienwohnungen in der Region zur Verfügung gestellt wird. Darin befinden sich unter anderem ein Memoryspiel mit den Sorben als Thema, ein Malbuch für Kinder mit regionalen Themen und ein farbiges Informationsheft über die Sorben mit Ideen für Tagesausflüge. Einführung in die Geschichte der Lausitz Die Tatsache, dass viele Touristen gerade die sorbische Sprache und Kultur als exotisch und attraktiv wahrnehmen, trägt außerdem dazu bei, dass auch in Dörfern, die ihren sorbischen Charakter größtenteils verloren haben, die Sprache erneut sichtbar wird. Ob auf Straßenschildern, Speisekarten oder Gurkentöpfen, sorbische Beschriftungen findet man inzwischen überall.Das ist nicht ganze ohne Risiko. In der Lausitz kommt es auch ab und an mal vor, dass Touristen glauben eine sorbische Kulturveranstaltung zu besuchen, auf der jedoch die in sorbischer Tracht gekleideten Anwesenden alle Amateurschauspieler sind, die ohne jedwelche Kenntnisse der sorbischen Sprache oder Kultur von einer Vermittlungsagentur als atmenden Hintergrund auf die Veranstaltung geschickt wurden. Die Veranstaltung war nicht nur lehrsam, sondern auch eine gute Gelegenheit zur weiteren Vernetzung. Etwa dreißig Vertreter von zwölf kleineren Sprachminderheiten in Europa brachten alle ihre eigenen Erfahrungen und Ideen mit. Minderheiten wie die deutschen Dänen oder kärntner Slowenen durften nicht mitmachen: Bei dieser Konferenzreihe sind nur Minderheiten eingeladen, die in keinem Land die Mehrheitskultur ausmachen. Die größte Gruppe waren die niederländischen Westfriesen, die kleinste die Saterfriesen. Die große Begeisterung war von Anfang an spürbar, für niemanden war diese Konferenz eine Pflichtaufgabe. Alle stellten sichselbst, ihre Organisation und einige ihrer Projekte vor. Karl-Peter Schramm vertritt den Minderheitenrat, EBLUL Deutschland und den Seelter Buund und sprach ein Grußwort aus. Ich vertritt das Seeltersk-Kontoor und stellt die saterländische Tourismusbroschüre “Seeltersk foar aal / Saterfriesisch für alle” vor, die sehr gut angenommen wurde. Bahne Bahnsen von der Friisk Foriining aus Nordfriesland und Arjen Dykstra vom Ried fan de Fryske Beweging aus Westfriesland machten die vierköpfige friesische Vertretung komplett. Tiefbaufirmen haben in den letzten Jahrzehnten viele sorbische Dörfer zerstört. Jetzt bemühen sich viele in der Lausitz, die zerstörte Landschaft in einen touristisch attraktive Seeenlandschaft umzuwandeln [...]

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