Altfriesische Rechtsquellen jetzt unter Schutz der UNESCO

Im friesischen Provinz-Archiv Tresoar in Leeuwarden/Ljouwert liegen zehn alte Bücher mit darin eine Sammlung von mittelalterlichen Handschriften. Sie enthalten unter anderem mittelalterliche, friesische Gesetze aus der Zeit der friesischen Freiheit. Diese wurden letzte Woche von der UNESCO als Weltdokumentenerbe anerkannt.

Die Rechtsquellen sind in mehreren Sprachen geschrieben, darunter Altfriesisch – die Vorgängersprache der heutigen friesischen Sprachen Westfriesisch (Frysk) und Saterfriesisch (Seeltersk).

Die Handschriften wurden vor etwa hundert Jahren von der Provinz Fryslân aus dem Nachlass des bekannten Sprachwissenschaftlers Karl Freiherr von Richthofen gekauft. Dieser hatte sie von der friesischen Familie Wierdsma gekauft. Sie wurden im 18. und frühen 19. Jahrhundert von Petrus Wierdsma gesammelt. Von Richthofen verwendete die Handschriften als Quellen für sein altfriesisches Wörterbuch.

Mit der Anerkennung als Weltdokumentenerbe haben die altfriesischen Texte einen ähnlichen Status erhalten wie die erste in Druckform erschienene Bibel und das von Karl Benz beantragte Patent auf das erste Benzin-Auto.

Im Rahmen des Programms “Gedächtnis der Menschheit” können wichtige historische Dokumente bei der UNESCO als Weltdokumentenerbe vorgetragen werden.

Obwohl die altfriesische Sprache eine ältere Sprachstufe des heutigen Saterfriesischen darstellt, waren die Saterländer wahrscheinlich nicht von den alten Gesetzen betroffen. Sie hatten ihr eigenes Recht. Das Saterfriesische ist die letzte verbleibende Nachfolgesprache des Altfriesischen in Niedersachsen, im Mittelalter wurde diese Sprache jedoch auch in der Provinz Groningen, in Ostfriesland und in den Ländern Wursten und Würden gesprochen. Der letzte Sprecher einer ostfriesischen Mundart außerhalb des Saterlandes kam von der Insel Wangerooge und starb 1950.

Tresoar hat die Richthofen-Sammlung online zur Verfügung gestellt. Sie finden sie unter richthofen.nl.