Bauer sucht Frau und die friesische Sprache

Henk Wolf, 21.11.2023

Eine Sendung aus dem niederländischen Pendant der Fernsehserie “Bauer sucht Frau” hat in der Provinz Friesland einige Wellen geschlagen. Eine friesische Bäuerin und ihre beiden friesischen Verehrer unterhielten sich in den vorigen Sendungen ganz selbstverständlich auf Westfriesisch, die eng mit dem Saterfriesisch verwandten Sprache der Provinz Fryslân. In der letzten Sendung sprachen sie jedoch auf einmal Niederländisch miteinander.

Viele Friesen beklagten sich bei dem Sender oder fragten nach, wieso die Reality-Stars auf einmal ihre Muttersprache nicht mehr sprachen. Es stellte sich heraus, dass das Präsentationsteam sich nicht richtig vorbereitet hatte und nicht über Mitglieder verfügte, die die friesische Sprache verstanden. Daher konnten sie den Unterhaltungen nicht folgen und hatten sie die Teilnehmer gebeten, sich des Niederländischen zu bedienen.

In der Zeitung De Telegraaf sagte das Redaktionsteam, dass die Sprachwahl natürlich frei stehe und dass Friesisch und Niederländisch künftig beide zu hören sein würden, aber dass Menschen sich ausgeschlossen fühlen, wenn nicht alle die gleiche Sprache sprechen.

Das hören Sprecher von kleinen Sprachen immer wieder. Die Fryske Nasjonale Partij hatte eine Lösung: Sie bat der Präsentatorin und ihrem Kamerateam umsonst einen Friesischkurs an, aber dieses Angebot wurde nicht angenommen. In der Welt der Sprachen gehen die Großen meistens davon aus, dass die Kleinen ihr Verständigungsproblem lösen.

Und so groß sind die Probleme wirklich nicht. Meine Welt ist sehr mehrsprachig, ich befinde mich fast täglich in Gruppen, in denen Saterfriesisch, Plattdeutsch, Hochdeutsch, Niederländisch, Westfriesisch und noch eine Reihe weiterer Sprache locker durcheinander verwendet werden. Mit Person A spricht man dies, mit Person B das und mit Person C Option 3. Wer sich Mühe gibt, versteht von diesen engverwandten Sprach schon schnell vieles und sonst kann man immer nachfragen. So trägt man zum Erhalt der sprachlichen Vielfalt bei.

(auch im General-Anzeiger erschienen)