“Beapdraagde”?

Henk Wolf, 6.1.2021

Fast zwei Monate bin ich jetzt ‘wissenschaftlicher Beauftragter für das Saterfriesische’. Ich habe meine Kollegen von der Oldenburgischen Landschaft kennengelernt, sowie auch viele Kollegen im saterländischen Rathaus, wo ich mein Büro habe – und selbstverständlich habe ich in dieser durch Corona geplagten Zeit viel zuhause gearbeitet. Oder ‘Home-Office gemacht’ auf Neudeutsch.

Meine offizielle Bezeichnung ist natürlich viel zu lang und stattlich für den Alltag, daher ist daraus schon am ersten Tag ‘Saterfriesischbeauftragter’ geworden. Wie übersetzt man das jedoch ins Saterfriesische?

Zunächst habe ich daraus, mit Pyt Kramers Wörterbuch in der Hand, Seelterfräiskbeapdraagde gemacht. Vielleicht bleibt es auch dabei, aber … zu Sprachpflege gehört doch auch ein gewisses Maß an Achtsamkeit für die Grenzen der Sprache. Mein Westfriesisch ist dem Saterfriesischen in vielen Hinsichten sehr ähnlich und solche substantivierte Adjektive hören sich auf Westfriesisch völlig ungrammatisch an.

Selbstverständlich brauchen kleine Sprachen, die sich emanzipieren, einen formalen Wortschatz und selbstverständlich beschaffen die Sprecher sich während des Sprachausbaus neue Wörter aus der Landessprache, kein Thema, und man muß über ein Lehnwort mehr oder weniger meinetwegen nicht meckern, aber Lehnübersetzungen sind da doch eine andere Sache. Nicht jedes Wort lässt sich Morphem-für-Morphem übersetzen. Die Westfriesen würden sich hier wohl das Wort funksjonaris aus dem Französischen klauen, die Nordfriesen setzen für solche Wortschöpfungen in der Regel das informelle -moon (Mann) oder -wüf (Frau) ein. Ob das Saterfriesische für formale Funktionstitel schon eine Übersetzungsstrategie entwickelt hat? Ich weiß es nicht.

Seelterfräiskbeapdraagde ist natürlich schön kurz und Kürze ist für den Erfolg eines neuen Wortes in der Alltagssprache nicht unwichtich – auch schon weil ich den Untertitel dieser Website – ‘Meedeelengen fonne Seelterfräiskbeapdraagde’ sonst nicht in eine Zeile fassen kann. Aber vielleicht gibt es ein besseres Wort.

Wäl kon mie hälpe?

2 Kommentare

  • Ap Seeltersk kon me uk Toalmon of Sproakmon kwede. Dät wäd nu noch nit fuul of goarnit däin, me kon dät oaber uk so moakje.

  • Vielleicht könnte man auch vom „Seelterskaffekoat“, „Toalaffekoat“, „Sproakaffekoat“ oder (wissenschaftlich) vom „Seelterfräiskaffekoat“ sprechen?