Bürokratie

Henk Wolf, 19.9.

Man kann mich als einen Friesen sehen, der sich in einem friesischen Gebiet für das Friesische einsetzt. Das ist in Ordnung: in vielen Hinsichten sind die Provinz Fryslân und das Saterland nicht so unterschiedlich. Ich fühle mich daher eigentlich gut zuhause und mag meine Arbeit und die Menschen im Saterland sehr gerne.

Man kann mich auch als einen Niederländer sehen, der in Deutschland arbeitet. Das ist auch in Ordnung und da ich wie viele Niederländer schon fast lebenslang öfters in Deutschland bin, hält sich der Kulturschock in Grenzen. Doch habe ich entdeckt, dass Deutschland im Vergleich zu den Niederlanden ein Bürokratenland ist – und diese Tatsache erschwert manchmal die Arbeit für das Friesische.

Als ich anfing als Saterfriesischbeauftragter, glaubte ich, dass Faxgeräte und Stempel in der Verwaltung genauso wie Kreidetafeln in Schulen längst ausgestorben seien. Falsch gedacht. Ich habe auch mit Erstaunen festgestellt, wieviel Papier man hierzulande vollschreiben muß, um Gelder zu bekommen, die von Vornherein für einen bestimmt waren. Erst glaubte ich noch, dass diese Bürokratie als Ziel hatte, dass alles sehr genau und ohne Fehler gemacht wird, aber aus diesem Traum bin ich erwacht – die Bürokratie ist da, weil sie eben schon immer da war.

Eine kleine Anekdote möchte ich hier beispielhaft ansprechen, da diese Zeitung auch schon darüber berichtet hat. Der Bundestag möchte meine Arbeit unterstützen und hat eine Summe zur Verfügung gestellt, damit ich jede Woche extra Stunden einsetzen kann. Das Geld ist dafür reserviert, kann jedoch nicht abgerufen werden, da es versehentlich den Verwendungszweck “Sachkosten” statt “Personalkosten” erhalten hat. Sowas kann passieren, aber meine Erwartung, dass Beamte im Ministerium einen solchen Fehler nach einem Telefonat schnell lösen, wurde nicht erfüllt. Daher müssen wir jetzt darauf warten, bis das Geld, von dem alle wollen, dass es für saterfriesische Spracharbeit verwendet wird, für saterfriesische Spracharbeit verwendet werden darf.

(Auch als Kolumne im General-Anzeiger veröffentlicht.)