Henk Wolf, 17.5.2022
Saterfriesisch ist nicht nur den Saterländern wichtig, auch Hannover und Berlin sehen die Sprache als einen schützenswerten Bestandteil der sprachlichen Vielfalt in Europa. Für den Europarat, den Länderverband, dem fast alle Länder Europas angehören, und für die etwas kleinere Europäische Union, ist der Schutz von kleinen Sprachen sogar so wichtig, dass sie von ihren Mitgliedsstaaten erwarten, dass diese zwei Schutzverträge unterschreiben.
Der erste dieser Verträge ist das Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten. Der zweite ist die Charta der Regional- oder Minderheitensprachen. Selbstverständlich hat auch Deutschland diese Verträge unterschrieben.
Regierungen können zum Teil selbst entscheiden, welche Schutzmaßnahmen sie für ihre kleinen Sprachen ergreifen. So hat die niederländische Obrigkeit zugesagt, das Friesische als Amts-, Medien-, Gerichts- und Schulsprache weitgehend zu fördern, während für Niederdeutsch nur sehr allgemeine Unterstützung zugesagt wurde.
Deutschland hat für das Saterfriesische weniger weitgehende Versprechen abgegeben als die Niederlande für das Westfriesische. Es geht jedoch nicht nur um Verspechen, sondern auch um die wirkliche Politik.
Um sicher zu gehen, dass es nicht bei losen Versprechen bleibt, schickt der Europarat alle drei oder vier Jahre eine Gruppe von Wissenschaftlern nach Deutschland, um zu prüfen, ob die Versprechen eingehalten werden. Auch muß jeder Staat alle paar Jahre einen Bericht über seine Sprachpolitik abgeben. Die Niederlande sind da ein schlechtes Vorbild: fast immer geben sie ihren Bericht viel zu spät ab und sie erhalten auch ständig die Kritik, dass Friesisch im Schul- und Medienbereich nicht genug gefördert wird.
Im März waren die Wissenschaftlern im Saterland und ich habe den Eindruck, dass Deutschland ihre Arbeit ernst nimmt. Saterfriesen unterhalten sich hier ständig mit der Politik über die Ergebnisse der Wissenschaftler und so kommt das Saterfriesische ständig ein bisschen weiter voran.
(Am 16.5. auch als Kolumne im General-Anzeiger erschienen.)