Wer sich mit den zuständigen Mitarbeiterinnen der Gemeinde Saterland über Sozialleistungen unterhalten möchte, findet seit Donnerstag zwei Andeutungen neben den Bürotüren. Nicht länger wird nur auf Deutsch erklärt, was in den Büros E16 bis E19 gemacht wird, jetzt steht es auch auf Saterfriesisch schwarz auf weiß.
Letztes Jahr erhielten schon das Bürgermeisterzimmer und das Seeltersk-Kontoor im saterländer Rathaus zweisprachige Schilder. Der Oarbaidskring Seeltersk hat alle deutschsprachigen Texte im Rathaus ins Saterfriesische übersetzt und die alten Schilder werden allmählich durch zweisprachige ersetzt. Da die Texte im Rathaus gedruckt und während der Postverteilung umgetauscht werden, sind die Kosten minimal.
Der Saterfriesischbeauftragte Henk Wolf teilt mit, dass es nicht immer einfach war, eine verständliche und sprachlich korrekte Übersetzung für amtsdeutsche Begriffe zu finden. Vor allem mit der Übersetzung von “Behindertentoilette”, “Standesamt” und “Ortsplanung” ging viel Zeit einher. Die Behindertentoilette wird jetzt als “Spetsiaal-Sekreet” beschriftet, das Standesamt heißt “Lieuwensstound” und die Ortsplanung, die eigentlich eine Gemeindeplanung ist, wird auf Saterfriesisch “Ploanjen foar do Täärpe”. Ein Glück war, dass die im Übersetzerteam aktive Saterfriesisin Johanna Evers eine Verwaltungslehre gemacht hat und sich mit den meisten Begriffen und ihren Inhalten gut auskennt. Henk Wolf trug Ideen aus dem eng verwandten Westfriesischen bei, die Lehrerin Ingeborg Remmers hatte bereits einige Begriffe für die Schulpraxis übersetzt und auch Marion Erdmann, Stephan Dannebaum und Miriam Kösters zeigten sich als kreative Übersetzer.
Nicht alle Begriffe wurden wörtlich übersetzt. Die vielen Aufgaben einer Mitarbeiterin im Bauamt wurden unter “Baukontoor” zusammengefasst. Das vielschichtige Wort “Kontoor” wurde für viele Übersetzungen eingesetzt, genauso wie das Wort “Stöän”, das mehrere deutsche Begriffe wie “Förderung”, “Pflege”, “Unterstützung” und – wie auf dem Bild – “Sozialleistungen” abdeckt. Der verwaltungstechnische Begriff “Kämmerei” ließ sich gar nicht übersetzen, für den zuständigen Fachbereichsleiter wurde daher das altererbte saterfriesische Wort “Komerhere” gewählt, für seine Mitarbeiterin die Neubildung “Kaptoalferwoarderske”.
Die Einführung der zweisprachigen Türschilder ist Teil eines vom Saterfriesischbeauftagten angeregten Projekt zur Sichtbarmachung des Saterfriesischen. Um die Sprache zu revitalisieren ist es an erster Stelle notwendig, dass Menschen wissen, dass sie existiert. Darum arbeitet die Gemeinde Saterland daran, sie im Alltag sichtbarer zu machen, so Henk Wolf.