“Fon dän Königssuun, die deer fljogen leerde”: eine Besonderheit der saterfriesischen Syntax

Diesen Freitag, den 6. Oktober fand bei der Fryske Akademy in Leeuwarden/Ljouwert der jährliche Tag der friesischen Sprachwissenschaft statt. Das Programm erhielt erneut einen Beitrag zur saterfriesischen Sprache. Bouke Slofstra erzählte über eine auffällige Satzkonstruktion, die in den anderen friesischen Sprachen nicht vorkommt.

Ein Beispiel dieser Konstruktion findet man in dem Titel: “Fon dän Königssuun, die deer fljogen leerde”. In Übersetzung heißt das: “Von dem Königssohn, der fliegen lernte”. Das Relativpronomen “der” wird im Saterfriesischen jedoch mit zwei Wörtern ausgedrückt: “die deer”.

Im mittelalterlichen Friesisch, aus dem Saterfriesisch hervorgegangen ist, gab es diese Konstruktion auch, aber Slofstra vermutet, dass die Konstruktion nicht einfach überlebt hat, da sie heutzutage anders verwendet wird als im Mittelalter. Seine Hypothese ist, dass Saterfriesisch die Konstruktion aus benachbarten niederdeutschen Mundarten übernommen hat.

Mit nur “die” geht es übrigens auch. Slofstra hat sogar eine Geschichte gefunden, die zweimal aufgeschrieben wurde, mit kleinen Unterschieden. In der einen Version wird “die deer” verwendet, in der anderen nur “die”.

Slofstra hat die Konstruktion während seine Arbeit beim Schreiben saterfriesischer Grammatiken gefunden. Dafür hat er nicht nur viele Texte gelesen, sondern auch von Pyt Kramer aufgezeichneten Gespräche studiert. Slofstra hat zusammen mit Dr. Eric Hoekstra und Tessa Leppers an zwei deutschsprachigen Grammatiken gearbeitet. Er bereitet jetzt mit Hoekstra und mit Dr. Stephen Laker eine englischsprachige Grammatik des Saterfriesischen vor.

[Die Tischvorlage zum Vortrag von Bouke Slofstra finden Sie hier.]

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