Frisistikprofessor Jarich Hoekstra verstorben

Im Alter von 68 Jahren ist am Freitag, den 20. September Prof. Dr. Jarich Freark Hoekstra verstorben. Hoekstra war von 1999 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2022 Professor für Frisistik an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel. Zuvor arbeitete er lange als Sprachwissenschaftler an der Fryske Akademy in Leeuwarden.

Jarich Hoekstra war in vielerlei Hinsicht ein außergewöhnlicher Wissenschaftler. Er gehört zu den wenigen, die sich ausnahmslos für alle Varianten des Friesischen interessierten. Neben seiner westfriesischen Muttersprache beherrschte er auch das Nordfriesische der Insel Amrum fließend. Diese Form des Friesischen war die Muttersprache seiner Frau Antje und die gemeinsame Sprache in ihrem Zuhause. In seinen zahlreichen Veröffentlichungen in vielen Sprachen beschrieb Hoekstra immer wieder neue interessante Eigenschaften der friesischen Sprachen. Das Saterfriesische wurde dabei nicht vernachlässigt.

Nur wenige Menschen beherrschten die westfriesische Sprache so gut wie Jarich Hoekstra. Das zeigte sich nicht nur, wenn er sprach, sondern vor allem auch in seinem schriftlichen Werk. Die Bücher, die er zusammen mit Harke Bremer schrieb, zeugen von einem Reichtum an Idiom, der wahre Meisterschaft verrät. In vielen dieser Veröffentlichungen zeigte Hoekstra auch seinen ausgeprägten Sinn für Humor. Der Roman “Hâld faasje!” ist davon das beste Beispiel. Die Übersetzungen der als unübersetzbar geltenden Werke von Marten Toonder, die Hoekstra und Bremer zusammen erstellten, sind ebenfalls zu einem Begriff geworden.

Mit seinem großen Sprachwissen war Jarich Hoekstra manchmal ein scharfsinniger Kritiker, der sich nicht schnell zufriedengab. Im akademischen Peer-Review-Verfahren war er gefürchtet, da er häufig umfangreiche Listen mit detaillierten Kommentaren lieferte, die zwar im besten Fall die Qualität des zu veröffentlichenden Artikels erheblich vorantrieben, aber auch demotivierend wirken konnten. Als er 2023 auf einer Konferenz in Leeuwarden einen Vortrag über die damals erschienene Grammatik des Saterfriesischen seiner Kollegen an der Fryske Akademy hielt, fiel das lange Verzeichnis kleiner Fehler auf, das schwer mit dem ansonsten wohlgesinnten Urteil zu vereinbaren war. Er verheimlichte auch nicht, dass er wenig von einer saterfriesischen Arbeitsgemeinschaft hielt, da das Saterfriesische in seinen Augen ein integraler Teil der Frisistik war. Die Tatsache, dass nicht alle Frisisten das Fach in seiner vollen Breite überschauten, so wie er das konnte und tat, übersah er dabei leider.

Jarich Hoekstra war aber auch ein äußerst sympatischer Mensch: geduldig, humorvoll und freundlich. Er hätte allen Grund gehabt, stolz auf sich zu sein, doch er war ausgesprochen bescheiden.

Eine verheerende Krankheit hat ihn viel zu jung aus dem Leben gerissen.

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