Interfriesischer Kongress zieht siebzig Teilnehmer
Der interfriesische Kongress in Dokkum zog vergangenen Sonnabend siebzig Teilnehmer aus allen friesischen Gebieten, darunter das Saterland. Das dreijährige Treffen wird abwechselnd von den drei Sektionen des Friesenrates organisiert, mußte jedoch wegen der Coronakrise letztes Jahr auf dieses Jahr verschoben werden.
Thema war dieses Mal die gemeinsame Wirtschaft des friesischen Gebiets. Es wurden Themen aus der ganzen Geschichte angesprochen: Han Nijdam von der Fryske Akademy erzählte, wie die spätmittelalterlichen Friesen für unterschiedliche Ziele verschiedene Währungen hatten: Für Bußgelder, Geschenke und den eigenen Lebensunterhalt existieren eigene Zahlsysteme.
Pieter van der Valk, Forscher bei der landwirtschaftlichen Hochschule in Wageningen und außerdem Landwirt, machte den Sprung in die Gegenwart und erklärte, wie bessere Zusammenarbeit zwischen Stadt und Land eine dauerhafte und umweltschonende Landwirtschaft sichern kann, zum Beispiel indem statt Kunstdünger oder Kuhmist menschliche Fäkalien zu Dünger verarbeitet werden.
Ynze Salverda stellte eine Bürgerinitiative vor, bei der Ehrenamtliche mit Unterstützung der Provinz Verwaltung eine Geothermie-Anlage für die Heizung der Stadt Bolsward/Boalsert realisieren.
Martin Cnossen von der westfriesischen Turistik erklärte, wie die friesische Kultur, Sprache und Geschichte für den Kulturtourismus eingesetzt werden können. Friesland lebt vom Tourismus, möchte jedoch nicht jede Art von Touristen haben und gerade der geliebte Kulturtourist, der sich von der Eigenart der Region angezogen fühlt, sorgt für Arbeitsplätze ohne die Ruhe zu zerstören. Auch für das Saterland bietet diese Sicht auf Tourismus neue Chancen.
Der Philosophe Otto Knottnerus warnte vor mythischen Vorstellungen und Verherrlichung der friesischen Vergangenheit und plädierte für eine zeitgemäße und auf die Zukunft gerichtete interfriesische Zusammenarbeit.
Jacqueline Hofstra von Ynova und Teake Tuinstra von der NHL-Stenden-Hochschule stellten schließlich Projekte vor, die Betriebe und Berufsausbildungen auf eine dauerhafte und umweltschonende wirtschaftliche Umwandlung vorbereiten. Sie sagte, dass diese Art von Projekten gerade in Friesland sehr gut Fuß fassen, da das große friesische Zugehörigkeitsgefühl (“Mienskip”) schnell eine breite Basis unter der Bevölkerung schaffen.
Der Pastor Liuwe Westra schließ das Programm mit einem interfriesischen Gottesdienst in den Sprachen Westfriesisch, Nordfriesisch, Saterfriesisch, Niederländisch und Deutsch ab. Die meisten Sprachen meisterte der Pastor selbst, aber die Schriftlesung auf Saterfriesisch wurde von Henk Wolf übernommen. Er las ein Stück aus der Bibelübersetzung von Dr. Marron C. Fort.
Der Kongress konnte dieses Jahr mit zwei anderen Veranstaltungen verbunden werden: an den Vortagen fanden die wissenschaftliche Conference on Frisian Humanties der Fryske Akademy und das interfriesische Frauentreffen vom Friesenrat statt. Die Teilnehmer konnten dadurch zwei Veranstaltungen miteinander kombinieren.