Jugendverein

Henk Wolf, 22.12.2023

Als ich Anfang zwanzig war, wurde ich durch einen Bekannten Mitglied im Jugendverein Frysk Ynternasjonaal Kontakt. Der Verein organisierte Aktivitäten für junge Menschen, etwa von 16 bis 34 Jahren alt, sowohl in der Provinz Friesland, wie auch im Ausland. Bei allen Aktivitäten standen die Kontakte zu Altersgenossen im Ausland im Vordergrund. Diese ausländischen Jugendlichen waren immer menschen, die genau wie die niederländischen Friesen eine eigene Regional- oder Minderheitensprache sprachen.

Einige Jahre lang hatten wir rege Kontakte mit dem Saterland. Es begann vorsichtig mit Kaffeetrinken mit jungen Saterländern bei Gretchen Grosser in der Küche und allmählich wurden die Kontakte ausgebaut und fuhren regelmäßig Autos und der saterländische Gemeindebus zwischen Leeuwarden und Ramsloh hin und her. Wir haben verschiedene interfriesische Zeltlager am Hollener See erlebt, an denen manchmal auch Freunde aus Nordfriesland beteiligt waren. Es waren immer Sprachenfeste: Es wurde Westfriesisch, Saterfriesisch, Nordfriesisch und Deutsch gesprochen, mit ab und zu vielleicht ein Wort auf Niederländisch oder auf Plattdeutsch.

Man wird jedoch älter, die Zeit für Zeltlager wird knapper, man hat andere Beschäftigungen und Verpflichtungen und so wächst man langsam aus dem Alter der Jugendvereine hinaus. Doch war es eine unglaublich prägende Zeit. Viele Freunde fürs Leben habe ich in diesen Vereinsjahren kennengelernt. Auch durch meine Arbeit treffe ich viele ehemalige Jugendliche aus dieser Zeit oft wieder, denn nicht selten haben sie damals entdeckt wie schön und wichtig ihre Sprache ist und setzen sie sich heutzutage als Erwachsene professionell für diese ein.

Als 50-jähriger kann und will ich nicht für die Jugend von heute denken. Das funktioniert sowieso nicht, jede Generation macht das, was sie selber will. Ich wünsche mir jedoch, dass auch die Jugend von heute eine solche Erfahrung machen kann.

(Auch als Kolumne im General-Anzeiger erschienen.)