Listen
Das Listen-Projekt hat als Ziel, Menschen darauf vorzubereiten, in mehrsprachigen Situationen zu funktionieren ohne sofort auf die eigene Lieblingssprache zu verzichten.
Wenn von neun Mitarbeitern in einer Organisation drei Saterfriesisch, drie Niederdeutsch und drei Hochdeutsch als Muttersprache haben, heißt das nicht automatisch, dass alle drei Sprachen gleich oft verwendet werden. In weitaus den meisten Fällen wird mehr Hochdeutsch als Plattdeutsch gesprochen und mehr Plattdeutsch als Saterfriesisch.
Das ist schade für die Sprachen und schade für die einzelnen Menschen. Für die Sprachen ist es schade, weil sie teilweise viel weniger zu hören oder lesen sind als die Sprecherzahlen vermuten lässen – und Sprachen, denen man kaum begegnet, lernt man auch nicht so gerne oder schnell. Für die einzelnen Menschen ist es schade, denn es sind immer die gleichen, die sich anpassen müssen und die nur in Ausnahmefällen ihre Lieblingssprache sprechen, sogar im eigenen Sprachgebiet.
Nötig ist das nicht immer. Auch wenn die Kollegen die Sprache zwar nicht sprechen, aber nur verstehen können – oder gar bereit sind, sich Mühe zu geben, können Menschen mit kleinen Muttersprachen sich viel öfter als jetzt der Fall ist ihrer Lieblingssprache bedienen. Das gilt übrigens nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch an der Kasse, im Verein, auf dem Schulhof – wo eigentlich nicht?
Um Menschen und Organisationen zu unterstützen, die Wert legen auf die Sprachenvielfalt und sprachliche Emanzipation in Norddeutschland nimmt das Seeltersk-Kontoor Teil am internationalen Listen-Projekt. Aus einer Zusammenarbeit mit dem Verlag Afûk in den Niederlanden, einem Gründungspartner des Projekts, ist 2021 die Anleitung ‘Sprachpsychologie’ hervorgegangen. Dieses Heft enthält Hintergründe und Übungen, die für Menschen im mehrsprachigen Norddeutschland relevant sind.
2021 wurden fünf Personen aus dem Saterland und Ostfriesland als Trainer für das LISTEN-Projekt ausgebildet. 2023 kam Tjallien Kalsbeek als Koordinatorin ins Saterland, um insgesamt 19 Trainings von je zwei Treffen zu leiten. Das erste Training fand am 6. März in Scharrel statt, wo prominente Mitglieder des Heimatvereins Seelter Buund teilnahmen.
Mitglieder des Oarbaidskring Seeltersk haben auch bei einem sprachlichen Assertivitätstraining im westfriesischen Boskum mitgemacht. Dort waren auch Menschen mit Westfriesisch (Frysk), Bildts und Ostfriesisch Platt als Muttersprache vertreten. Im Januar 2023 wurde Tjallien Kalsbeek mit der Betreuung des Listen-Projekts im Saterland beauftragt.
Im Listen-Projekt arbeiten Organisationen aus Norddeutschland, Fryslân (Niederlande), Wales, Irland, Rumänien und Valencia (Spanien) zusammen.
Weitere Informationen über das Listen-Projekt finden Sie hier.
Ein Blog-Eintrag über das Training finden Sie hier.
Dieses Projekt in den Medien:
- Erstes Listen-Projekt im Saterland: Mit guten Vorsätzen mehr Saterfriesisch sprechen (Nordwest-Zeitung, 14.3.)
- Guter Vorsatz – einfach im Alltag mal Seeltersk sprechen (General-Anzeiger, 10.3.2023)
- Fryskpraters yn Sealterlân leare om harren net sa maklik te ferbrekken (It Nijs, 7.3.2023)
- Tjallien Kalsbeek auf Rettungsmission in Ramsloh (Münsterländische Tageszeitung, 25.2.2023)
- Zwei Westfriesen auf Rettungsmission in Ramsloh (General-Anzeiger, 23.2.2023)
- Mut machen, Saterfriesisch zu sprechen (Nordwest-Zeitung, 2.2.2023)