In die weite Welt ziehen und in der Stadt Karriere machen, oder lieber in der Heimat bleiben und das Kulturerbe früherer Generationen bewahren und weitergeben? In sehr klaren Worten beschrieb Malin Tellmann aus Sedelsberg, die in Münster studiert, diese wichtige Frage, mit der viele junge Anghörige von Sprachminderheiten ringen. Dass die Entscheidung für die Heimat eine Karriere nicht ausschließen muss, sondern diese sogar ermöglichen kann, zeigte sie am Beispiel ihrer Cousine Veronika Pugge, die seit Dezember hauptberuflich die Arbeit des Saterfriesischbeauftragten Henk Wolf im Seeltersk-Kontoor unterstützt.
Malin Tellmann sprach am Sonntag, den 29. Juni bei der Eröffnung der Ausstellung “Was heißt hier Minderheit?” im Museumsdorf Cloppenburg. In dieser Ausstellung werden die Gruppen vorgestellt, die seit jeher in Deutschland leben und eine eigene Sprache haben: die Sorben in Brandenburg und Sachsen, die deutschen Sinti und Roma, die Plattdeutschsprecher, die Dänen, die Nordfriesen in Schleswig-Holstein, die Ostfriesen und natürlich die Saterfriesen. Texte, Videos und Tonaufnahmen führen die Besucher in die weniger bekannten aber genau so einheimischen Sprachen Deutschlands ein.
Die Ausstellung wandert seit März 2022 durch ganz Deutschland. Konzipiert wurde sie vom Minderheitenrat, dem offiziellen Ansprechpartner der bundesdeutschen Politik in Sachen Sprachminderheiten und vom Bundesrat für Niederdeutsch. Die saterfriesischen Vertreter im Minderheitenrat, Johanna Evers und Karl-Peter Schramm, freuen sich über die Zusammenarbeit mit dem Museumsdorf. Schramm nennt die Eröffnungsfeier, die etwa 150 Menschen anzog, gut gelungen.
Da sich die Ausstellung jetzt im Kreis Cloppenburg befindet, standen bei der Eröffnung die Minderheitensprachen dieser Region im Fokus. Der Gospelchor St Andreas sang auf Plattdeutsch, die saterländische Musikgruppe Do ulkige Wuchtere auf Saterfriesisch. Die Moderation erfolgte im Wechsel zwischen Hochdeutsch, Plattdeutsch und Saterfriesisch.
Der Saterfriesischbeauftragte Henk Wolf betont, wie wichtig es ist, dass Menschen die einheimischen Sprachminderheiten kennenlernen. “Der Minderheitenrat und das Museumsdorf ermöglichen es Menschen aus einem breiten Umkreis, die historisch gewachsene Sprachenvielfalt Deutschslands zu erkunden”, so Wolf. “Sie leisten damit wichtige Arbeit, denn Minderheiten brauchen immer Verbündete in der kulturellen Mehrheit. Wer nicht weiß, dass es Saterfriesen oder Sorben gibt, kann kein Interesse an ihren Sprachen entwickeln.”
Die Ausstellung “Was heißt hier Minderheit?” bleibt bis zum 15. August im Museumsdorf Cloppenburg.
[Weiteres lesen Sie auf der Website des Minderheitensekretariats.]
[Den Vortrag von Malin Tellman hören Sie hier.]






Schreibe einen Kommentar