Henk Wolf, 9.1.2025
Letztes Jahr saßen der Filmemacher Christoph Knorr und ich bei Georg und Sonja Pahl in Wittensand in der Küche. Wir bereiteten das erste Interview in der Videoreihe “Anne Äi” (An der Sagter Ems) vor. Darin stand Georg im Rampenlicht. Er erzählte über die Bauernarbeit im Saterland, sowie er die aus eigener Erfahrung kannte. Als Kind hatte er die ersten Trekker erlebt und jetzt sah er wie viele Bauer Mais anbauten und sich Biogasanlagen widmeten. Konservativ war er nicht, er empfahl jungen Bauern, die Modernisierungen in die Arme zu schließen. Er mochte das Bauernleben, aber idealisierte es nicht. Es war manchmal hart, sagte er. Festlich war es manchmal auch, sogar in der armen Zeit wurde ab und zu ein Schwein geschlachtet und dann gab es für alle Speck. Das Schlachten war immer seine Aufgabe, seine Schwestern wollten noch keine Henne schlachten, berichtete Georg. Sogar im Alter schlachtete er ab und zu noch ein Huhn für seine Enkelkinder.
Das alles erzählte Georg im schönsten Saterfriesisch. Er sprach eine sehr reiche und schöne Variante der saterländischen Sprache und nicht umsonst rief ich häufig bei ihm an, wenn ich eine Sprachfrage hatte. Die beantwortete er dann immer freundlich und geduldig. Übrigens korrigierte er mich auch ständig, denn ihm war viel daran gelegen, dass die Sprache richtig gesprochen wurde. Sagte ich mal “jee” (ja), wurde ich sofort korrigiert, denn in Wittensand wurde nicht “jee” sondern “jäi” gesagt.
Ein paar Mal war ich bei ihm auf dem Hof. Er lebte mit seiner Frau Sonja in seinem Wittensander Geburtshaus und wartete immer draußen vor der Tür auf seine Gäste. Er saß dann auf seiner Gehhilfe und rauchte eine Zigarette. Man sah ihm an, dass er sich über den Besuch freute und jedes Mal machten wir eine kleine Runde durch den Garten, wo er stolz seine Hochbeete und sein Gewächshaus zeigte.
Georg Pahl war jahrelang Vertreter der Saterfriesen im Friesenrat und pflegte viele Kontakte zu den Friesen in den Niederlanden, in Ostfriesland und in Schleswig-Holstein. Leider war ihm das in den letzten Jahren aus gesündheitlichen Gründen nicht mehr möglich. Am 7. Januar ist er im Alter von 71 Jahren gestorben. Ich werde ihn vermissen.
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