Nachruf auf Ilse Johanna Christiansen (1954-2024)

Henk Wolf, 22.5.2024

Die saterfriesische Sprache hat ihre Freunde nicht nur im Saterland. Am 13. Mai hat sie eine ihrer größten Verfechterinnen verloren: Ilse-Johanna Christiansen aus Bredstedt.

Ich habe Ilse-Johanna vor ungefähr zwanzig Jahren kennengelernt, als ein damaliger Student von mir ein Praktikum in Nordfriesland machte. Als ich ihn dort besuchte, stellte er mir einige seiner neuen nordfriesischen Freunde vor, darunter Ilse Johanna, die uns auf einen Tee einlud. Es würde nicht das erste Mal sein, dass ich sie in ihrem Haus in Bredstedt besuchte und sie war auch häufig bei mir zu Gast. Dabei sprachen wir häufig über ihre Arbeit als Psychologin, die sie bis zu ihrem Tod fortgesetzt hat, die letzten Jahre in einer kleinen Praxis in Husum.

Sie wurde immer aktiver in der nordfriesischen Bewegung. Sie engagierte sich für die schleswig-holsteinische Partei SSW, die die Interessen der dänischen und friesischen Minderheit vertritt. Später wurde sie aktiv im Vorstand des Nordfriisk Instituut, das die nordfriesische Sprache fördert und erforscht. Auch in der Friisk Foriining wurde sie aktiv und die letzten Jahre war sie Vorsitzende des Friesenrats, der die Kontakte zwischen den Frieslanden pflegt.

Ilse Johanna war nicht nur Nordfriesin, sondern eindeutig eine Friesin, die sich für alle friesischen Sprachen einsetzte. Das hat sie auch ihren Töchtern beigebracht. Diese haben beide nach ihrer Schulzeit ein Jahr in Leeuwarden verbracht, um die niederländischen Friesen kennenzulernen und Westfriesisch zu lernen. Wie ihre Mutter sind sie in der friesischen Bewegung aktiv geworden und sie bilden immer wieder eine Brücke zwischen den Frieslanden.

Ilse Johanna hat den Friesen und der Welt vieles nachgelassen, aber ich hätte sie so gerne noch viele Jahre länger hier bei uns gehabt als die siebzig, die ihr gegeben waren. Für die Friesen, für ihre vielen Freunde, aber vor allem für ihre Kinder und Enkelkinder ist ihr Tod ein harter Schlag.