Mitteilungen aus dem Saterfriesisch-Büro

Nachruf auf Jarich Hoekstra

Henk Wolf, 14.10.2024

Am 20. September ist der Sprachwissenschaftler Jarich Hoekstra verstorben. Jarich war nicht nur ein sehr sympatischer Mann, sondern auch ein besonderer Wissenschaftler, der über ein sehr großes Wissen der friesischen Sprachen verfügte. Obwohl er selten im Saterland war, pflegte er Kontakte zu Gretchen Grosser in Ramsloh. Neben seiner westfriesischen Muttersprache beherrschte er auch das Nordfriesische, die Muttersprache seiner Frau, fließend und all dieses Sprachwissen floss in seinen vielen sprachwissenschaftlichen Artikeln zusammen. Obwohl wir als Sprachwissenschaftler eigentlich besser wissen sollten, glaubten meine Kollegen und ich immer, dass Jarich alles wusste.

Ein Artikel, den ich hervorheben möchte, handelt über die saterfriesischen Wörter krie, kju und krät. Die bedeuten ungefähr das gleiche wie die, ju und dät – die Artikel der/die/das, also. Sie werden nur etwas mehr betont. Das Saterfriesische verfügt über mehrere solcher Paare: nu/knu (jetzt), disse/krisse (diese) und noch einige.

In diesen Wörter ist das k- am Anfang aus dem Wort kiek (guck!) hervorgegangen. Man kann sich vorstellen, dass früher mal jemand Kiek, ju Sträite is wäit (Guck, die Straße ist nass) gesagt hat. Dabei wurden die Wörter kiek ju als ein Wort interpretiert, das im Laufe der Zeit zu kju wurde.

Jarich hat gezeigt, dass das Westfriesische vor etwa hundert Jahren auf den gleichen Weg war und zwar mit Paaren wie dit/sjedit und dy/sjedy. Darin stammt sje- von Sjoch! und das bedeutet das Gleiche wie Kiek!, nämlich: Guck!

Warum sich diese Wörter im Westfriesischen nicht gehalten haben, kann Jarich auch nicht gut erklären. Er zeigt aber, dass es noch ein solches Paar gibt: sa/sjeja (so).

In anderen Sprachen versucht man ebenfalls Verweiswörter extra zu betonen. Auf Deutsch kann man neben “dieser Mann” auch “dieser Mann hier” sagen. Im Nordfriesischen sind die Wörter für “dieser” und “hier” verschmolzen: da sagt man “di-heere moon”.