Nordfriesen gaben Friesland einen neuen Namen

Henk Wolf, 19.4.2022

Im Namen Deutschland erkennt man das Wort deutsch, aber in Friesland steckt nicht das Wort friesisch. Das ist im Saterfriesischen auch so: in Düütsklound erkennt man düütsk, aber in Fräislound fehlt das -k von fräisk (friesisch). Auch die Westfriesen sagen und schreiben Fryslân, ohne das -k von Frysk (friesisch).

Dies war schon im mittelalterlichen Friesisch, aus dem Saterfriesisch und Westfriesisch hervorgegangen sind, der Fall. Die Region hieß Freslond (ohne -k), das Adjektiv war jedoch fresk (mit -k).

Nur die Nordfriesen machen nicht mit. So sagt man in der friesischen Mundart der Insel Föhr Fresklun (mit -k) und auch fresk (auch mit -k). Das ist merkwürdig. Neulich fragte mich jemand, wie das möglich war, und ich mußte ihm die Antwort schuldig bleiben.

Eine Idee habe ich jedoch. Fresklun kann als Name nicht unmittelbar aus dem mittelalterlichen Friesisch enstanden sein. Das hatte mit Freslond eine Form ohne -k und wir wissen aus der Wissenschaft, dass so ein -k nicht ohne Grund spontan auftaucht. Anders als im mittelalterlichen Stammgebiet der Friesen, also in den nördlichen Niederlanden und Ostfriesland, wurde Nordfriesland von seinen Einwohnern sehr lange weder als Einheit, noch als friesisch gesehen. Die friesische Identität ist sowieso zum größten Teil im 19. Jahrhundert entstanden, der Kreis Nordfriesland besteht erst seit 1970 und wie die Saterfriesen haben auch die Nordfriesen erst recht spät entdeckt, dass sie eine Form von Friesisch sprechen. Dazu kommt, dass die nordfriesischen Mundarten so unterschiedlich sind, dass die Sprecher einander kaum verstehen und lange gar nicht das Gefühl hatten, eine gemeinsame Sprache zu haben.

Namen wie Fresklun können daher sehr gut erst in der Neuzeit enstanden sein, als langsam ein friesisches Gefühl entstand. Möglicherweise ist auch erst dann der Name Fresklun aus fresk und lun geformt worden. Saterfriesisch sagt man schließlich auch erst seit einigen Jahrzehnten, davor war es immer nur Saterländisch.

(Unter dem Titel ‘Friesisch mit und ohne -k’ auch als Kolumne im General-Anzeiger erschienen.)