Henk Wolf, 16.1.2023
In den vergangenen Wochen habe ich, wie Sie wohl auch, viele gute Wünsche für das jetzt begonnene Jahr empfangen und ausgesprochen. In meinem Fall erklangen die in vielen Sprachen, da ich in mehreren Sprachgebieten Verwandte, Freunde und Bekannte habe. Diese Sprachgebiete haben alle so ihre Gepflogenheiten.
Die niederländischsprachige Gemeinschaft sagt und schreibt sowohl im Dezember als auch im Januar meistens “Gelukkig nieuwjaar!” (glückliches neues Jahr), aber im Januar ist “De beste wensen (voor het nieuwe jaar)!” (die besten Wünsche für das neue Jahr) üblicher. In jüngster Zeit hört man im Januar auch vielfach “Alles wat goed is!” (Alles was gut ist) oder man wünscht mit irgendeiner Formel dauerhaft gute Gesundheit, was vor allem seit der Corona-Pandemie in Mode gekommen ist.
Die Westfriesen sagen vor und nach dem Jahreswechsel “Lok en seine!” (Glück und Segen), aber im Januar auch “Segene nijjier!” (Gesegnetes neues Jahr) oder “Segen yn ‘t nije jier!” (Segen im neuen Jahr!), während die Sprecher des Groninger Platts im Dezember und im Januar “Veul haail en zegen!” (Viel Heil und Segen!) sagen oder schreiben. Im Saterland ist “Säls Näijier!” beliebt. Das ist eine verkürzte Form des ebenfalls beliebten Spruchs “Gluksäls Näijier!” und der bedeutet wörtlich übersetzt “glückseeliges neues Jahr”.
Im Saterland kann man, genau wie in den nördlichen Niederlanden, jemandem das neue Jahr “abgewinnen” (Saterfriesisch “ouwinne”, Westfriesisch “ôfwinne”, Groninger Platt “ofwinnen”). Es ist nämlich traditionell fast ein kleiner Wettbewerb wer nach dem Jahreswechsel zuerst den Glückwunsch für das neue Jahr ausgesprochen hat. Ich habe auch in anderen Regionen in den Niederlanden gewohnt, aber dort kannte man diese Wünschrivalität nicht. Aus den westlichen Provinzen ist noch nicht so lange her die Gewohnheit hinübergeweht, dem Gegenüber während des Aussprechens der Neujahrswünsche drei Küsse zu geben. Ich hoffe, das überquert die Landesgrenze nicht.
(auch als Kolumne im General-Anzeiger erschienen)