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Henk Wolf, 10.6.2024
Brötchen oder Semmeln? Tomaten oder Paradiser? Metzger, Schlachter oder Fleischer? Der eine sagt dies, der andere sagt das und das eine Wort ist nicht besser oder schlechter als das andere. Solche regionalen Unterschiede gibt es in vielen Sprachen, auch im Saterfriesischen. Wo sie jedoch in großen Sprachen wie Hochdeutsch eine Ausnahme bilden sie in Minderheitensprachen wie Saterfriesisch die Regel. In fast jedem saterfriesischen Satz kommt wohl ein Wort vor, das zwei verschiedene Saterländer lieber anders sagen würde: Ik koom of ik keem (ich kam)? Wurich oder moud (müde)? Koaster oder Köster (Lehrer)?
Ein solcher Fall, der mich fast seit meinem ersten Arbeitstag im Saterland begleitet, ist die saterfriesische Übersetzung von “willkommen”. Pyt Kramer und Marron Fort haben alle Übersetzungen, die sie gehört haben, in ihre Wörterbücher aufgenommen und es sind viele. Der erste Teil kann “wil/wäl/wäil/wül” sein, der zweite “kemen/komen/kumen/kommen” und jetzt habe ich vermutlich noch die ein oder andere Variante übersehen.
“Wäilkemen” ist nicht besser als “wülkomen”, denn Regeln, die dies entscheiden müssen gibt es im Saterfriesischen nicht. Man hat nur das Sprachgefühl der Saterländer als Leitfaden und da dieses in diesem Fall so verschieden ist, muss man einfach alle Formen gutheißen. Höchstens könnte man sagen, dass vielleicht eine Variante “gutes Ramsloher” und “schlechtes Strücklinger” ist oder so.
Von all diesen Varianten ist jedoch “wilkemen” wahrscheinlich die älteste. Das deutsche “willkommen” bedeutet nämlich “nach Willen gekommen” und stammt aus einer Zeit, in der das Partizip von “kommen” noch nicht “gekommen” war, sondern einfach “kommen” (sowie wir heutzutage auch noch ein Partizip “worden” haben). Auch im älteren Niederländischen wurde früher “wilkomen” oder “wilkommen” gesagt. Später verstanden Menschen solche Wörter nicht mehr und dachten, dass sie etwas mit “wohl” und mit dem Infinitiv “kommen” zu tun hatten. So entstanden Neubildungen.